Gesundheit Sprechstunde: Rezept für den Arsch
Medizinische Befunde haben das gewisse Etwas. Sie bringen eine mitunter diffuse Schilderung von Fakten auf den Punkt. Abschliessend. Ja, sie offizialisieren. Und vor allem: Sie tönen gut.
Wer mich kennt, der weiss, dass die Schulmedizin bei mir keineswegs vorbehaltlos auf Akzeptanz stösst. Im Gegenteil: Viele so genannt komplementäre, ja, alternative Ansätze haben mich in den vergangenen Jahren positiv begleitet. Doch jetzt ist wieder so ein Moment, wo sich alles im Kreis dreht – ausgehend von etwas Diffusem im Rücken.
Dergestalt, dass sich nach dem persönlichen Rekord am Basler Stadtlauf im rechten Gesässbereich – nennen wir ihn schwülstig Glutealregion oder einfach unverblümt Arschbacke –, dass sich dort also ein Schmerz festgesetzt hat, der mittlerweile fast rund um die Uhr allgegenwärtig ist. Und der – nebst einem unangenehmen Druck beim Lauftraining – das eine oder andere Mal im rechten Bein sogar für ein merkwürdiges Kribbel- und Müdigkeitsgefühl sorgt.

«Reife Birne» – so hat der Fotograf diese Aufnahme genannt. Parallelen zum «Birnenmuskel» sind mit etwas Fantasie erkennbar. (Foto: Simon Dietmann/CC/Flickr)
«Bandscheibe», tönt es aus dem Umfeld – «nur das nicht», schiesst es mir durch den Kopf. Die Schulmedizin muss her.
Nach ein paar jeder Gymnaestrada würdigen Verbiegungen sowie unter dem Strich natürlich erfolglosen Verknotungsversuchen beider Beine und diesem lustigen Hämmerchen-auf-Kniescheibe-Reflextest die Diagnose – auf den Punkt gebracht, abschliessend, offizialisiert und vor allem gut tönend: das Piriformis-Syndrom.
Ist (und es soll jetzt ja niemand klagen, an dieser Stelle würde nichts für die Allgemeinbildung getan) nichts anderes als eine Kompression des Nervus ischiadicus, vulgo Ischiasnerv, beim Durchtritt durch das Foramen infrapiriforme zwischen Beckenknochen und Musculus piriformis. Pyrus, lateinisch für Birne. Musculus piriformis – birnenförmiger Muskel. Schmerzende Arschbacke als Resultat.
Jetzt steht es da. Auf dem Rezept. Schwarz auf weiss. Und für eine Ärztin sogar erstaunlich leserlich: Physiotherapie zur Behandlung des Piriformis-Syndroms. Nichts von profan klingender Bandscheibe. Vorbei mit erniedrigendem Grützbeutel. Und das Training kann weitergehen – ohne Angst, gröberen Schaden anzurichten.
Vor dem ersten Physiotermin aber noch folgender Hinweis: Bei Huftieren ist der Musculus piriformis nicht ausgebildet. Nur mal so. Auch auf den ersten Blick unnützes Wissen kann eines Tages vielleicht wertvoll sein.
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